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Die Gestalttheoretische Psychotherapie versteht sich als ganzheitlicher, phänomenologisch-experimenteller Ansatz, der sich aus der Gestaltpsychologie der Berliner Schule ableitet und Bezüge zur Tiefenpsychologie und Systemtheorie aufweist. Ihre theoretischen Kernkonzepte bauen auf der spezifischen erkenntnistheoretischen Position des Kritischen Realismus auf. Dabei wird die phänomenale Erlebenswelt als zentral für die Steuerung von Wahrnehmung und Erleben angesehen und streng von der erlebnisjenseitigen, physikalischen Welt unterschieden. Das Verhalten und Erleben des Menschen wird in wechselseitiger Abhängigkeit von Person und Umwelt betrachtet, weshalb die GTP einen genuin relationalen sowie dynamischen Ansatz im Verständnis von Persönlichkeit, aber auch im Gesundheits- und Krankheitsmodell vertritt. Die Bezeichnung Gestalttheorie anstelle von Gestaltpsychologie verweist darauf, dass die Theorie zwar in der Psychologie entwickelt wurde, aber heute auch in anderen Wissenschaftszweigen (Pädagogik, Soziologie, Philosophie, Linguistik, Kunst, Biologie usw.) ihre Anwendung findet. Die wissenschaftliche Dachorganisation, die Gesellschaft für Gestalttheorie und ihre Anwendungen (GTA) vertritt diesen multi- und interdisziplinären Ansatz und ist international tätig.

Vor dem Hintergrund eines humanistischen Menschenbildes wird Psychotherapie als 'Ort schöpferischer Freiheit' verstanden. Diese therapeutische Grundhaltung schafft die Rahmenbedingungen für die Entfaltung der jedem Menschen innewohnenden Kräfte, die Selbstregulierung und Selbstheilung ermöglichen. In einer sicheren Atmosphäre, die von Wertschätzung und Respekt geprägt ist, können unterschiedliche problematische Lebensthemen und seelische Leidenszustände offen angesprochen und Ressourcen zu ihrer Bewältigung entdeckt und nutzbar gemacht werden.

Die Interventionen und Techniken der GTP sind darauf gerichtet, die jeweils notwendigen Neu- und Umstrukturierungsprozesse in der phänomenalen Welt der Klientin/ des Klienten zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise Techniken, die den (Gefühls- und Körper-) ausdruck fördern oder hintanhalten, die Förderung des Dialogs (z.B. Feedback, Sharing oder Technik des ‘leeren Stuhls’), Techniken, die die Irrealitätsebene ansprechen (z.B. Phantasiereisen, Tagträume, …) oder einen Figur/ Grund Wechsel fördern (z.B. Achtsamkeits-fördernde Techniken).

Da Krankheit als Störung des Gleichgewichts in der Ich-Welt Beziehung verstanden wird, bedeutet Gesundung auch, sich (wieder) als Teil einer Gemeinschaft zu verstehen und aus einem Wir-Gefühl heraus zu handeln.  Die Förderung der sozialen Kompetenz und die Stärkung der Verantwortlichkeit werden in der GTP deshalb besonders beachtet.

Gestalttheoretische Psychotherapie findet Anwendung in der Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppentherapie sowie in der Supervision.

Quelle: Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Gestalttheoretische Psychotherapie (ÖAGP), 22.06.2019


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