Immer noch wird rund die Hälfte der Depressionen nicht erkannt oder die Betroffenen gehen nicht zum Arzt. Nur zehn Prozent der Kranken sind gut behandelt. Kein Mensch braucht sich wegen einer Depression zu schämen. Die Heilungschancen liegen bei rund 80 Prozent.
Die Psychotherapie ist eine etablierte und erfolgreiche Ergänzung zur medikamentösen Behandlung. "Wichtig ist, dass die Chemie zwischen Patient und Therapeut stimmt, die Richtung der Therapie ist zweitrangig", sagt Birgit Wille-Wagner, Leiterin der Klinischen Psychologie im KH der Elisabethinen in Linz. Der Profi kann zum Beispiel bei einem Trauerprozess nach Verlust des Jobs, Trennung oder Gewalterfahrung unterstützen und auch bei der aktuellen Konfliktbearbeitung von Faktoren, die die Depression aufrechterhalten, wie Mobbing oder anhaltender Streit in der Familie, helfen.
Um aus der Depressionsspirale auszusteigen, ist es bedeutsam, die gesunden Ressourcen zu aktivieren und das Grübeln zu stoppen. "Man kann einen Stuhl zum Grübelstuhl umfunktionieren. Steht man von ihm etwa nach 15 Minuten auf, soll man die negativen Gedanken stoppen. Genusstraining hilft, die Wahrnehmung für schöne Dinge zu schärfen, Aktivierung in kleinen Schritten kann helfen", sagt die Psychologin.
Rund 40 Prozent der Angehörigen bräuchten selbst Unterstützung. Der Partner ist durch die Depression des anderen öfter so belastet, dass er selbst depressiv wird. "Erkrankungen des Partners werden häufig als eigenes Versagen gewertet oder als Ausdruck einer Beziehungsstörung gesehen. Angehörige tragen nicht die Verantwortung für den Kranken", erklärt Wille-Wagner. Angehörigentipps:
*Verständnis/Interesse zeigen, Bevormundung vermeiden
*Selber Hilfe in Anspruch nehmen
*Eigene Bedürfnisse und Gefühle ernst nehmen, Hobbys, Freunde nicht vernachlässigen
Info: Psychotherapeutensuche über die Clearingstelle Tel. 0800/202533 ; www.PsyOnline.at; Hilfe für Angehörige z. B. bei: Pro mente Servicestelle: 0732/6996-0; Exit Sozial Linz 0732/719300

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